Praxis: Prof. Dr. med. Uwe Schütz

Polymyalgia rheumatica (PMR)

Definition. Die Polymyalgia rheumatica (PMR), ist eine Autoimmunerkrankung, die mit einer Gefäßentzündung (Vaskulitis) einhergeht.

Epidemiologie. Die PMR ist die zweithäufigste entzündlich rheumatische Autoimmunerkrankung bei Personen im höheren Lebensalter. Sie tritt fast ausschließlich oberhalb des 50. Lebensjahres auf, wobei Frauen etwa 3-mal häufiger betroffen sind als Männer. Wichtig ist, dass die PMR überzufällig häufig gemeinsam mit einer Riesenzellarteriitis auftreten kann, was dann eine Therapieausweitung zur Folge hat.

Ursachen (Ätiologie). Die Ursachen der PMR ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass genetische Faktoren, Infektionen, Alterungsprozesse des Immun- und Gefäßsystems und Störungen hormonellen (endokrinen) Achsen zur Entstehung und Ausprägung der Erkrankung beitragen. Möglichweise handelt es sich bei der PMR um eine frühe, subklinische Gefäßentzündung mit prominenter systemischer, gelenkbezogener Entzündungssymptomatik.

Symptomatik. Bei der PMR stehen beiderseitige Schulterschmerzen im Vordergrund (über 95% der Patienten). Ebenfalls sehr häufig sind Nackenschmerzen und/oder Schmerzen im Beckengürtelbereich, die meist akut oder subakut auftreten. Charakteristisch ist auch eine ausgeprägte Morgensteifigkeit. Des Weiteren treten Gelenkentzündungen (Arthritis) und Sehnenentzündungen (Tenosynovitiden) sowohl an Schultern und Hüften, als auch Ellbogen, Händen und Knie auf, ebenso Allgemeinsymptome wie Fieber, Appetitlosigkeit, Schwäche und/oder Gewichtsverlust.

Diagnostik. Eine PMR wird diagnostiziert, wenn typische Symptome bzw. klinische Befunde in Kombination mit entsprechenden Laborergebnissen (i.d.R. ist die BSG und/oder das CRP erhöht) vorliegen.

Therapie. Die PMR ist medikamentös sehr gut zu behandeln:
Unmittelbar nach Diagnosestellung soll eine Therapie mit morgentlicher oraler Gabe von Glukokortikoiden (GC) in geringst möglicher Dosierung eingeleitet werden, weil diese Behandlung meistens eine rasche und deutlich ausgeprägte Linderung der Beschwerden bewirkt. Die Dosierung der GC-Therapie wird für jeden PMR-Patienten individuell angepasst: so hoch wie nötig, aber so niedrig wie möglich. Die GC-Initialdosis liegt i.d.R. zwischen 15 und 25mg Prednison-Äquivalent pro Tag. Die Dauer der GC-Therapie wird ebenfalls für jeden PMR-Patienten individuell angepasst werden: so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich. Die GC-Dosis wird kontinuierlich reduziert, basierend auf einem regelmäßigen Monitoring der Krankheitsaktivität, der Laborparameter und des Auftretens von Nebenwirkungen.
- Methotrexat (MTX) kann bei Patienten mit (hohem Risiko für) Rezidive und/oder GC-Nebenwirkungen und/oder unzureichendem Ansprechen auf GC. In Betracht gezogen werden sollte MTX als Komedikation zu GC jedoch insbesondere bei initial hoher BSG (>40mm/h), peripherer Arthritis und oder Komorbiditäten, die durch eine GC-Therapie ungünstig beeinflusst werden können.
- NSAR sollen nicht eingesetzt werden, weil das potenzielle Risiko für Nebenwirkungen größer ist als der zu erwartende, meist geringe therapeutische Nutzen. NSAR und/oder andere Schmerzmittel können jedoch zusätzlich angewendet werden, wenn Schmerzen anderer Ursachen bestehen.

Mögliche Komplikationen (Gefahren). Die Bedeutung von Risikofaktoren für einen ungünstigen Krankheitsverlauf ist bislang noch nicht klar. Mögliche Risikofaktoren für eine höhere Rezidivrate und/oder eine verlängerte Behandlungsdauer sind: weibliches Geschlecht, hohe BSG (>40mm/h) und periphere Arthritis. Bezüglich der Knochengesundheit sind die aktuellen Empfehlungen des Dachverbandes Osteologie e.V. (DVO) zu beachten.

Folgeuntersuchungen: 1. Jahr: alle 4 bis 8 Wochen, 2. Jahr: alle 8 bis 12 Wochen, sowie bei Rezidiven und bei Nebenwirkungen. Dabei wird erfasst: Krankheitsaktivität, (Risikofaktoren für) Nebenwirkungen der Therapie, Begleiterkrankungen und Begleitmedikation, Rezidive und Behandlungsdauer.